Ergebnis Webseminar

Schlechte Noten für das Homeschooling von Plauen bis Chemnitz

 

Plauen, 05.02.2021. „Es gibt noch viel zu tun“ ist freundlich zusammengefasst die herbe Kritik vieler Eltern an der aktuellen Homeschooling-Praxis in Südwestsachsen. In einem Webseminar stellte SWS Digital am 4.2.2021 Tipps und Tricks beim Homeschooling vor und bot einen Erfahrungsaustausch für die rund 40 Teilnehmer an.

 

„Der Wille der Eltern und Lehrkräfte ist da. Die Kraft jedoch lässt nach. Zunehmend wird es für die Betroffenen schwerer in den Ihnen begrenzten Möglichkeiten das Richtige zu tun. Lösungen fehlen, weil Eltern, Lehrkräfte und Politiker zu wenig sich austauschen, Standards und einheitliche Prozesse fehlen und daher wichtige Entscheidungen ausbleiben“, sagt Mirko Schiller, Lehrer am Gymnasium Markneukirchen und Vorstandsmitglied SWS Digital.

Die Mehrheit der Eltern zeigten sich überlastet, parallel zur Arbeit die Kinder beim Lernen intensiv betreuen zu müssen. Hauptkritikpunkt war die Verlagerung der pädagogischen Arbeit zu den Eltern durch Homeschooling. Die Vermittlung des Lernstoffes ist nicht rein anhand von Schulbüchern oder Arbeitsblätter möglich, die nur als Begleitmaterial konzipiert sind. Homeschooling beschränkt sich zu oft auf das Einscannen meist schlecht lesbarer Schwarz-Weiß-Kopien aus dem Präsenzunterricht. Unzureichend ist die Methodik. Virtuelles lernen braucht Interaktion sowie andere Materialien und Medien als der Präsenzunterreicht. Zudem fehlt seitens der Schule das Verständnis, dass zu Hause und digital nicht das gleich Lernpensum wie in er Schule zu schaffen ist.

 

Auch ist die Erwartung falsch, dass Kinder eigenverantwortlich 180 Minuten selbstmotiviert die Aufgaben abarbeiten. Eltern fehlt es zunehmend schwer die Kinder zu motivieren. Lehrkräfte erreichen trotz ihres Engagements viele nicht.

 

Der zweite Kritikpunkt war die Organisation. Beklagt wurde eine Vielzahl der unkoordinierten Kommunikationswege. Eltern und Schüler erfahren die Aufgaben aus einer Mail, aus einem Kalendereintrag, der Videonachricht, dem Klassenchat, der WhatsApp-Gruppe oder aus Quick-Messages. Lehrer antworten nicht auf Mails und umgekehrt, Schüler oder Eltern reagieren nicht auf Nachrichten aus der Schule. Das Problem ist die fehlende Standardisierung von digitaler Bildung. Notwendig sind einheitliches Vorgehen und verbindliche Prozesse, wann welches Medium genutzt werden soll. Die Schulleitungen haben hier aber keine Erfahrungen und brauchen mehr Rückendeckung, falls sie Vorgaben machen. Darüber hinaus ist die Medienkompetenz aller beteiligten Akteure (Lehrer, Eltern, Schüler) immer noch stark verbesserungswürdig. Denn medienkompetente Menschen wählen das richtige Medium und antworten schnell.

 

Bemängelt wurde auch, dass durch Homeschooling noch mehr Unterricht ausfällt als vorher schon. In einem Gymnasium werden nur die Hauptfächer unterrichtet, in einer Grundschule gar nichts. Auch verstärkt Homeschooling die soziale Ungleichheit. Schüler, die sich Computer mit Geschwister oder Mitbewohner teilen müssen, haben nur eingeschränkte Möglichkeiten am Unterricht teilzunehmen.

 

Es wird besser

Einzelne Schulen und Lehrer bieten inzwischen interaktive Lernformate an. Bei der Ganztagesbetreuung kiwies wird in kleinen Gruppen digital gebastelt und experimentiert. Empfohlen wurde, dass Lehrer und Eltern mehr miteinander sprechen und eine wöchentliche digitale Sprechstunde abhalten. Wichtig ist auch der Arbeitsplatz zu Hause. Unterricht auf Sofa führt zu Haltungsschäden und Rückenschmerzen. Bei technischen Problemen wurden kostenfreie Hilfs-Software sowie digitale Homeschooling Selbsthilfegruppen vorgestellt.

 

Drei Forderungen und Empfehlungen. Zweiter Digitalpakt notwendig
Erstens: Über das Thema muss mehr kontrovers diskutiert werden – auch nach der Pandemie. Es gibt viele Missverständnisse und Unklarheiten. Viele lassen sich davon aus dem Weg räumen, indem transparent und offen darüber gesprochen wird.

Zweitens: Der einmalige Digitalpakt wird das Problem dauerhaft nicht lösen. Es bedarf neue Konzepte, die kontinuierlich und nachhaltig sind. Ein Einmal-Geldbetrag ist nur der zündende Funke, aber nicht schon die Lösung. Gerade in Sachsen fehlen Wartungskonzepte und Gelder hierfür. Es bedarf einen zweiten Digitalpakt und auch ein größeres Bildungsbudget, dass dauerhafte zusätzliche Kosten für Wartung und weiteres Personal deckt.

Drittens: Deutschland braucht mehr technische Standardisierung bei der Bildung. Es gleicht einem Flickenteppich und die Bildungssysteme müsse auch im internationalen Vergleich konkurrenzfähig sein. Da einheitliche Normen zum Themengebiet digitaler Bildung fehlen, entstehen in Zeiten von Corona unzählige Individuallösungen, die gerade viele überfordert. Es ist schwer den Überblick zu bewahren, was rechtlich, wirtschaftlich, technisch möglich ist und noch die besten Lehr- und Lernerfolge bietet.

 

Über SWS Digital e.V.

Das Netzwerk Südwestsachsen Digital e.V. (SWS Digital) ist ein Kooperationsnetzwerk aus Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung mit dem Ziel, Unternehmen und Institutionen bei der erfolgreichen Gestaltung der Digitalisierung zu unterstützen und Südwestsachsen als erfolgreiche Technologieregion bekannt zu machen.

SWS Digital bietet zahlreiche Beratungsangebote von Praktikern aus der Region, zum Teil unentgeltlich und zum Teil kostenpflichtig. Der einge­tragene Verein wurde 2017 gegründet und hat seinen Sitz in Plauen. Aktuell hat der Verein 81 Mitglieder, über 1.800 Kontakte im Netzwerk und Projektgruppen zu den Themen: Fachkräfte für Morgen, Startups, Digitale Transformation, Smart Cities & Regions, Digital Finance und eHealth. Vorstandsvorsitzender ist Rainer Gläß, CEO GK Software SE.

 

Kontakt: Norbert Eder, Tel.: +49 151 26 40 57 07, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!   www.sws-digital.de

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